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Ungleichheit
Kapitalismus

Reichtum durch Glück in der Geburtslotterie 

Reichtum durch Glück in der Geburtslotterie 
Kaum eine Woche vergeht, ohne dass von der sich zuspitzenden Vermögenskonzentration in Österreich berichtet wird. Da die Reichsten im Land oftmals durch hohe Erbschaften zu ihren Vermögen gelangt sind, könnten Erbschafts- und Vermögensteuern diese Entwicklung abmildern. 

In Österreich ist Vermögen besonders ungleich verteilt: die reichsten 5 Prozent, das sind rund 200.000 Haushalte, verfügen über mehr als die Hälfte des privaten Nettovermögens. 55 Prozent des Gesamtvermögens sind in ihrem Besitz. Das bringt Österreich auf den unrühmlichen 1. Platz der Ungleichverteilung in der Eurozone. 

Das Vermögensranking des „trend“-Magazins hat die extreme Vermögenskonzentration in Österreich nun erneut aufgezeigt. Laut dem Wirtschaftsmagazin besitzen allein die 100 reichsten Familien des Landes 210 Milliarden Euro. Das sind rund 11 Prozent des Nettovermögens. Daran sieht man, wie viel ungleicher die Vermögensverteilung wird, je näher man der Spitze kommt. 

Die reichsten 400 Menschen besitzen so viel wie 7,2 Millionen zusammen 

Auch das Beratungsunternehmen BCG hat im vergangene Woche erschienenen Global Wealth Report auf die extreme Vermögenskonzentration bei den „Superreichen“ hingewiesen. Die 400 reichsten Personen – das sind gerade einmal 0,004 Prozent der österreichischen Bevölkerung – besitzen mehr als ein Drittel des gesamten Finanzvermögens. Das ist genauso viel, wie die vermögensarmen „unteren“ 80 Prozent der Bevölkerung besitzen. 400 Menschen stellen sich also auf eine Waage mit 7.200.000 Menschen – und sind dabei gleich schwer. 

Wer mehr Vermögen hat, bekommt auch schneller mehr dazu.  Im vergangenen Jahr ist das Vermögen der Superreichen um mehr als 5 Prozent gewachsen – kleine Vermögen nur um 2 Prozent. Die Schere zwischen Arm und Reich geht noch schneller auf. 

Liberale pochen gerne auf Finanzbildung als Mittel gegen Vermögensungleichheit. Die Menschen würden nur falsch investieren und deshalb kein Vermögen aufbauen können, meinen sie. Tatsächlich wird Finanzbildung an der Vermögensverteilung aber nichts Grundlegendes ändern. Denn auch der neue OECD-Länderbericht zeigt ganz klar; ein Großteil des Vermögens wird vererbt und nicht selbst erschaffen. 

Reichtum dank Erbschaft 

Sechs der Top 10 der „trend“ Reichenliste vereint eine besondere Eigenschaft, wenn es um ihren Reichtum geht: sie sind allesamt Erb:innen großer Vermögen. Sechs der zehn reichsten österreichischen Familien verdanken ihr hohes Vermögen also vor allem dem Glück in der Geburtslotterie. Tatsächlich sind Erbschaften in Österreich sogar noch ungleicher verteilt als Vermögen. Reichere Haushalte erben nämlich nicht nur häufiger, sondern auch höhere Beträge. Hohe Erbschaften führen also dazu, dass sich das Vermögen unaufhaltsam immer stärker in wenigen Familien konzentriert. Auch so ziehen die Reichen dem Rest immer weiter davon. 

Die immensen Vermögen der Überreichen sind schwer zu fassen. Jede:r einzelne der Top-10 Milliardär:innen besitzt mehr Vermögen als alle 650.000 Haushalte des untersten Vermögensfünftels der Bevölkerung zusammen. Die Haushalte mit Schulden sind dabei sogar bereits herausgerechnet. Der drittreichste Österreicher etwa besitzt als Einzelperson mehr Vermögen als 410.000 Haushalte der unteren Mittelschicht zusammen. Zudem sind die Top 10 zusammen heute siebenmal reicher als noch vor 20 Jahren. In der gleichen Zeit hat sich das Vermögen des untersten Fünftels gerade einmal verdreifacht. 

Gleich und gleich gesellt sich gern… 

Mark Mateschitz ist mit 35,8 Milliarden Euro mit Abstand die reichste Person im Land. Die Familie seiner Partnerin Victoria Swarovski belegt mit 3,75 Milliarden Euro Platz 10 des Rankings, der Anteil von Victoria Swarovski daran soll sich auf 10 Millionen Euro belaufen. Damit ist Victoria Swarovski selbst überreich, man muss sich keine Sorgen um ihre Situation machen. Aber ihr Vermögen liegt viel näher bei einem Durchschnittshaushalt als bei Mark Mateschitz. 

Zum Vergleich: Victoria Swarowski besitzt mit 10 Millionen Euro rund 80-mal so viel wie ein durchschnittlicher Haushalt (128.000 Euro). Mark Mateschitz hingegen verfügt mit 35,8 Milliarden Euro über 3.500-mal mehr Vermögen als seine Partnerin. Gleich und gleich gesellt sich gern – scheint also auf den ersten Blick für Mark Mateschitz und Victoria Swarovski zu gelten. Bei näherem Hinsehen wird jedoch auch hier die eklatante Konzentration des Vermögens an der Spitze der Verteilung deutlich. 

Schieflage in der Steuerstruktur 

Weder Vermögen noch Erbschaften werden in Österreich besteuert. Gleichzeitig kommt der Großteil der Steuereinnahmen mit 75 von 100 Steuereuros aus Arbeit und Konsum. Lediglich 3 Euro kommen aus vermögensbezogenen Steuern – aus Kapitalertragssteuer, Grunderwerbsteuer, Grundsteuer, Stiftungseingangssteuer und Zweitwohnsitzabgabe. Diese Schieflage verschärft die enorme Vermögenskonzentration zusätzlich. 

Damit sich Vermögen nicht immer stärker in den Händen einiger weniger Superreicher konzentriert, braucht es die Wiedereinführung der Vermögenssteuer sowie der Steuer auf Erbschaften & Schenkungen. Auch die Steuer auf Grund und Boden sollte erhöht und die dafür herangezogenen Verkehrswerte der Immobilien regelmäßig an ihren wahren Wert angepasst werden. Nur so können wir die Schieflage bei der Vermögensverteilung endlich angehen. 

Selbst die OECD empfiehlt Österreich die Einführung einer Erbschaftssteuer und die Erhöhung vermögensbezogener Steuern, wie der Grundsteuer. Denn Österreich liegt im OECD-Ranking der vermögensbezogenen Steuern auf dem fünftletzten Platz. Selbst wenn man nur von den Top 10 Superreichen Erbschaftssteuern einheben würde, würde das je nach Modell zwischen 6,8 und 28,4 Milliarden Euro an zusätzlichen Mitteln bedeuten. 

 

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