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Demokratie
Ungleichheit

Wien-Wahl 2025: Wieso die Berichterstattung der Krone den Rechten gut reinpasst

Wien-Wahl 2025: Wieso die Berichterstattung der Krone den Rechten gut reinpasst
Vor Wahlen reden rechte Politik und Medien besonders gerne über Migration. Viele Artikel der Kronen-Zeitung sind mit den damit verbundenen Ängsten und unterstellten Gefahren gefüllt. Das spielt vor allem ÖVP und FPÖ in die Hände.

Die Kronen-Zeitung ist die meistgelesene Zeitung in Österreich. 1,7 Millionen Leser:innen kaufen eine Zeitung. Was dort drinnen steht, ist naheliegenderweise wichtig dafür, wie das Land politische Themen wahrnimmt. Was vermittelt sie ihren Leser:innen? Das wollten wir deshalb wissen. Drei Wochen lang (24. März – 13. April 2025) haben wir die 21 Ausgaben der Kronen-Zeitung unter die Lupe genommen. Dabei haben wir etwa untersucht, wie oft negative oder positive Darstellungen von Migrant:innen vorkommen – und wie oft verschiedene Parteien in Artikeln direkt zu Wort kommen.

Wie werden Migrant:innen von der Kronen-Zeitung dargestellt?

In 76 Artikeln der 21 Krone-Ausgaben werden Migrant:innen negativ dargestellt oder rassistische Narrative gestärkt. Menschen mit Migrationsbiografie seien kriminell, zu faul zu arbeiten, frauenfeindlich, könnten kein Deutsch und würden Probleme machen – so das gängige Narrativ der Kronen-Zeitung. 

Headlines sind zum Beispiel: “Zahl der tatverdächtigen Syrer unter 14 Jahren verzehnfacht”, “Asyl: Kostenexplosion in Wien” oder “Wo Wien am vielfältigsten ist – und welche Probleme entstehen”. Bebildert wurde der letztgenannte Artikel mit einem Bild von Frauen mit Kopftuch und verpixelten Gesichtern. 

Besonders herausgestochen ist eine “Andererseits”-Kolumne mit dem Titel “Die Österreicher sterben aus” vom 1. April. Darin entrüstet sich der Autor Andreas Mölzer – der seit Jahrzehnten ein einflussreiches Mitglied in der FPÖ ist – darüber, dass die Geburtenrate Österreichs immer niedriger wird. Mehr Migration würde dem nicht entgegenwirken, denn es gehe darum, “echte Österreicher” zu zeugen. 

Wer sich fragt, wie es möglich sein kann, dass die FPÖ bei der Nationalratswahl 2024 die meisten Stimmen holen konnte und auch in Wien zweitstärkste Partei werden dürfte, findet hier einen Ansatz für die Antwort: Narrative wie diese kommen nicht von irgendwo. Sie werden täglich wiederholt und konsumiert. 

Wien-Wahl-Spezial in der Kronen-Zeitung: Wie werden Migrant:innen dort dargestellt? 

Die Kronen-Zeitung sammelt Artikel rund um die bevorstehende Wien-Wahl in einem “Wien-Wahl-Spezial” – erkennbar an einem gelben Punkt mit Titeln wie: “So steht es um Wien: Integration” oder “So steht es um Wien: Bildung”. 39 Texte dieser Art sind im Beobachtungszeitraum veröffentlicht worden.

Auch dort lassen sich 16 Artikel finden, in denen Personen mit Migrationsbiografie klar negativ dargestellt werden. Besonders die Artikel zu Integration titeln hetzerisch mit “Viele Täter in Wien sind zugewandert”, “Österreich: Jeder zweite arbeitslose Ausländer lebt in Wien” oder “Deutsch immer öfter Fremdsprache in Klassen”. 

21 Artikel aus dieser Reihe stellen Migrant:innen oder migrationspolitische Themen neutral oder meistens einfach gar nicht dar. Wie zum Beispiel die Reihe “So ist mein Chef wirklich” bei dem Mitarbeiter:innen der Wien-Wahl-Kandidat:innen interviewt werden. Ebenso die Reihe “Dieser Ort hat mich geprägt”, bei dem die Spitzenkandidat:innen interviewt werden, ist meistens neutral zu bewerten. 

Bei den Beispielen der positiven Darstellungen von Migrant:innen wird die Einordnung schwieriger. So versucht sich die Kronen-Zeitung an positiver Berichterstattung mit dem Artikel “Diese Migranten sind Beispiele einer gelungenen Integration”. Einerseits werden Migrant:innen dabei ausnahmsweise mal nicht nur als “Problem” dargestellt. Wir haben ihn aber als Teil der negativen Statistik geführt: Der erste Satz der Einleitung macht klar, wieso: “Mit Zuzüglern aus dem Ausland gibt es unbestritten viele Probleme.” Der erste Satz des Textes lautet “Die Kriminalstatistik (behandeln wir morgen ausführlich) weist Migranten häufig als Täter aus.”

Von Beginn weg schwingt bei dem ganzen Paket etwas Problematisches mit: Migrant:innen seien vor allem ein Problem, die “guten Ausländer“ und diejenigen, die wir als gut genug integriert wahrnehmen, kann man einzeln hervorheben und sie haben an unsere Arbeitskultur oder ans Christentum vorbildlich angepasst. Sie betonen, wie sie Arbeit finden oder die Sprache lernen oder wie ihnen Österreich “alles gegeben” hat.

So wird der ägyptischstämmige Ahmed Elhadad vorgestellt. Eine Person, die von sich sagt “Arbeit ist mein Leben” und in zwei Vollzeitjobs hackelt. Mit seinem Beruf als Versicherungsmakler und Supermarktbesitzer kommt er auf 18 Arbeitsstunden pro Tag. Außerdem beherrsche er akzentfreies Deutsch. Die Botschaft: Menschen mit Migrationsbiografie sollen in keinster Weise in ihrer Mehrsprachigkeit enttarnt werden können. Und um zu beweisen, dass man eben nicht faul sei, müssen sich Migrant:innen umso mehr anstrengen, um als Stütze der Gesellschaft wahrgenommen zu werden.  

Der Familienvater Abdulkeem Alshater aus Syrien wird dafür gelobt, dass er nicht nur hart arbeitet, sondern auch mit seiner Familie christliche Bräuche feiert und auch zwei seiner Töchter nicht einmal Arabisch sprechen. Als müssten Migrant:innen jegliche Kultur, Sprache oder Religion ablegen, um vollends integriert zu sein. 

Wirklich positiv hervorzuheben sind ansonsten nur die Artikel “Zuhause statt obdachlos: ‚Habe alles, was ich will‘ “, weil er die Lebensrealität einer migrantischen Person empathisch erzählt oder auch der Text “Ohne Syrer würden wir über Vorarlberger wettern”, der zusammen mit SOS Mitmensch beleuchtet, wie Migrant:innen für Menschen zur Projektionsfläche für alle möglichen Probleme gemacht werden. 

In wie vielen Krone-Artikeln kommen die Parteien direkt zu Wort?

(Anm.: Hierbei wurden nur Artikel gezählt, bei denen eine bestimmte Partei oder ein:e Vertreter:in dieser mit einem ganzen Satz in direkter Rede vorkommt. Dabei wurde die Partei einmal pro Artikel gezählt.)

Die selbst gewählte Themenlandschaft der Krone ist für die rechten Parteien wie gezeigt jedenfalls günstig. Dafür müssten sie selbst gar nicht so oft vorkommen. Tatsächlich verteilt die Krone die direkten Wortmeldungen auf den ersten Blick recht gleichmäßig über die Parteien.

Den ersten Platz in der Parteien-Präsenz teilen sich die ÖVP und die SPÖ mit jeweils 38 Artikeln. Grüne und FPÖ sind mit jeweils 24 Artikeln am dritten Platz. Platz fünf belegen die Neos mit 19 Artikeln. Schlusslicht sind das Team HC Strache mit zwei Artikeln, die SÖZ mit einem Artikel und die KPÖ mit gerade einmal null Artikeln. 

Vorzukommen ist allerdings auch nicht immer gleich gut für die Parteien. Während Strache höchstpersönlich zu Wort kommt und sein Wahlprogramm teilen darf, kommt die SÖZ nur in der Kategorie “Kasperl der Woche” zu Wort, weil sie einen bundesweiten Feiertag für das Ramadan-Ende einforderten. 

In wie vielen Krone-Ausgaben fanden sich Wahlanzeigen der Parteien? 

Zum Schluss noch eine Grafik zur “Belustigung”: Die einzige Partei, die Wahlanzeigen in der Kronen-Zeitung schaltete, ist die FPÖ. Nämlich in sieben Ausgaben innerhalb der untersuchten drei Wochen. Was sagt es über die reichweitenstärkste Zeitung Österreichs aus, wenn besonders eine extrem rechte Partei sie als günstiges Werbeumfeld empfindet?

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    Kommentare 1 Kommentar
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  • frizzdog
    24.04.2025
    manfrau muss es endlich zur kenntnis nehmen: die sehnsüchte der grantscherben gelten dem "verlorenen reich", den autobahnen ohne geschwindigkeitslimit und der herabsetzung des pensionsalters. daher denkt niemand daran, dieses miese "leitmedium" in die schranken zu weisen, dagegen bejubelt man die einstellung der WienerZeitung. so schauts aus.
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