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Gesundheit

„Westliche Ernährung macht uns krank“: Was soll stattdessen auf den Teller?

„Westliche Ernährung macht uns krank“: Was soll stattdessen auf den Teller?
Ernährung hat nicht nur etwas mit dem Wissen über Lebensmittel zu tun. Foto: Werner Heiber/ Pixabay
Zu viel Fleisch, Zucker und stark verarbeitete Lebensmittel. Unsere westliche Ernährung hängt mit chronischen Krankheiten direkt zusammen. Das belegt eine Überprüfung von rund 300 wissenschaftlichen Arbeiten nun zum ersten Mal. Aber wie viel ist denn jetzt gesund?

Rund 59 Kilogramm Fleisch isst jede:r Österreicher:in laut Statista im Jahr. Das ist zu viel – und macht krank. Laut Wissenschaftlern aus Innsbruck reduziert übermäßiger Konsum die Vielfalt der Mikroben im Darm. Das fördert chronische Entzündungen im Körper. Diese Auswirkungen betreffen nicht mehr nur Europa und die USA. Die sogenannte „westliche Ernährungsweise“ hat ihren Weg in verschiedene Teile der Welt gefunden. 

Wir essen uns krank

Die Weltgesundheitsorganisation WHO (World Health Organisation) hat bereits 2015 verarbeitetes Fleisch als sicher krebserregend und rotes Fleisch als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Im Verlauf der Innsbrucker Studie wurde festgestellt, dass neben chronisch entzündlichen Darmerkrankungen auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Stoffwechselerkrankungen in den vergangenen Jahren zugenommen haben. Die Autoren der Untersuchung sind sich einig: „Die westliche Ernährung macht definitiv krank“

Dazu kommt: Die Ernährung mit zu vielen tierischen Lebensmitteln ist nicht nur ein Problem der Fleischesser:innen. Es betrifft uns alle. Denn die derzeitige Ernährungsweise trägt erheblich zu den globalen Treibhausgasemissionen bei. 77 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche werden für Fleisch benötigt – für Futtermittelanbau, Weideflächen und Ställe. Obwohl Fleisch nur 18 Prozent des globalen Kalorienbedarfs von Menschen deckt. Dafür werden auch besonders wichtige natürliche Flächen wie Wälder und Moore vernichtet. Diese sind als CO₂-Senken wichtig im Kampf gegen die Klimakrise. 

Weniger Schnitzerl, mehr Hülsenfrüchte

Die Ernährungspyramide gilt als Richtlinie für gesunde Ernährung. Sie ist eine lebensmittelbasierte Empfehlung für die Menschen in Österreich. Sie besteht aus sieben Gruppen: Sechs Lebensmittel- und eine Gruppe an Getränken. Je weiter unten in der Pyramide ein Lebensmittel steht, desto öfter sollte es verzehrt werden. 

Das Gesundheitsministerium hat im vergangenen Jahr die Überarbeitung der Ernährungsempfehlungen in Österreich in Auftrag gegeben. Seit Juli gibt es nun eine aktualisierte Version. Darin empfohlen: weniger Tierisches, mehr Pflanzliches. Die wichtigsten Bestandteile einer ausgewogenen Ernährung bleiben pro Tag nach wie vor Wasser (6 Portionen), Gemüse und Obst (5 Portionen) sowie Getreide und Erdäpfel (4 Portionen). Zum ersten Mal finden sich in den Empfehlungen auch Produkte aus Hülsenfrüchten als eigene Kategorie. Empfohlen werden drei Portionen pro Woche. Milchprodukte werden von drei auf zwei Portionen pro Tag reduziert. Statt fünf Mal Fleisch oder Fisch pro Woche sollen künftig nur noch drei auf dem Teller landen. 

Zum ersten Mal gibt es auch eine rein vegetarische, also fleischlose Ernährungsempfehlung. Sie enthalten anstelle von drei Portionen Fleisch oder Fisch pro Woche mehr Getreide und Erdäpfel, Milch und Milchprodukte sowie Hülsenfrüchte und Eier. Damit ist ein Schritt hin zu einer gesünderen Ernährung gemacht – sowohl für die Menschen als auch für die Umwelt. Ob das reicht?

Fokus auf Eigeninitiative

Durch die neue Ernährungspyramide sollen keine Verbote aufgestellt werden, sagte der Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) bei der Präsentation. Eher solle die Ernährungskompetenz im Mittelpunkt stehen. Das ist auch wichtig. Denn in Österreich ist das gesellschaftliche Wissen um gesunde Ernährung gering. Die Zahl der Adipositas-Betroffenen steigt in allen Altersgruppen.  Wir essen viel mehr Fleisch als empfohlen, wie eingangs erwähnt. Ob sich die Menschen an eine neue Empfehlung eher halten, ist fraglich. 

Was dabei nicht vergessen werden darf: Gesunde Ernährung hat nicht nur etwas mit dem Wissen über Lebensmittel zu tun – oft ist es eine finanzielle Frage. In vielen Fällen ist pflanzenbasierte Ernährung noch immer teuer. Ein Grund sind Fleischersatzprodukte, die teurer sind als Fleisch von Tieren. Wie die neuen Ernährungsempfehlungen zeigen, kommt man aber auch gut ohne diese aus. Etwa wenn Fleisch mit mehr Hülsenfrüchten und Nüssen ersetzt wird. 

Ernährung ist individuell

Die Innsbrucker Studie betont auch, dass es wichtig ist, nicht nur zu verstehen, welche Ernährung zu gesundheitlichen Problemen führt, sondern auch, was eine gesunde Ernährung für einzelne Personen oder Gruppen ausmacht. Denn nicht jeder Mensch wird von der gleichen Ernährung auf die gleiche Weise krank. Potenziell gesunde Ernährungsformen sind für manche Menschen nicht möglich oder verträglich. Die Wissenschaftler hoffen künftig auf großangelegte klinische Ernährungsstudien. Mit dem Ziel herauszufinden, welche Ernährungsbestandteile gesund oder schädlich für den jeweiligen Menschen sind.

 

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    Kommentare 1 Kommentar
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  • Hans
    21.08.2024
    In den DACH-Ländern, also Deutschland, Österreich und Schweiz sind die Zusätze bei Lebensmittel, wie Geschmacksverstärker, Stabilisator, etc. enorm hoch. In Italien, Slowenien, Kroatien, Montenegro, Serbien, Polen findet man das fast nicht. Es gibt Lebensmittel aus Italien, die haben in Italien nichts drinnen, in Österreich schon. Diese Zuschlagstoffe haben in den letzten 10 Jahren enorm zugenommen. Alle Torten bei Billa würde ich aufgrund der Zusatzstoffe nicht essen.
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