Wer war Amalie Seidel? Eine Kämpferin für Frauenrechte und erste Abgeordnete des Nationalrats
„Wir müssen vom 14. Jahr an in den Fabriken arbeiten […], dann werden wir wohl mit 20 im Stande sein, unsere Interessen zu wahren. Jedenfalls besser zu wahren als die Herren, die heute im Parlament sitzen“, wird Seidel in einer Rede von 1894 zitiert. Diese Worte brachten ihr damals drei Wochen Gefängnis ein. Aber der Streik endete erfolgreich. Die Arbeitszeit in der Fabrikhalle, in der Seidel tätig war, wurde von unvorstellbaren dreizehn auf zehn Stunden täglich verkürzt.
Nach ihrer Haftstrafe trug Seidel ihre Forderungen auch auf die Straße. Gemeinsam mit anderen Frauen forderte sie unter anderem eine Arbeitszeitverkürzung auf zehn Stunden für alle sowie einen arbeitsfreien 1. Mai (Internationaler Tag der Arbeit).
Es sollte aber bis zum Ende des Ersten Weltkriegs dauern, bis sich das Engagement von Frauen wie Amalie Seidel auch in politischer Repräsentation bezahlt machte. Als 1919 das Frauenwahlrecht eingeführt wurde, zog die gebürtige Wienerin als eine von acht Frauen in den ersten nicht rein männlich besetzten Nationalrat ein.
In den kommenden Jahren wurden viele Forderungen der Frauenbewegung umgesetzt. Etwa der Ausbau des Mutterschutzes oder die Erhöhung des Arbeitslosengeldes. Anderes dauerte länger, etwa die Abschaffung des Abtreibungsverbots im Jahr 1974. Und auf manches, beispielsweise gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit, warten Frauen noch immer.
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