Warum Frauen nicht Nein sagen, wenn sie nichts von Männern wollen
„Danke, aber ich hab einen Freund!“
„Sorry, meine Freundinnen warten auf mich.“
„Nettes Angebot, aber ich bin müde und muss morgen früh raus.“
Wieso sag ich nicht einfach ehrlich, wenn ich an einem Typen nicht interessiert bin? Wieso erfinde ich da immer irgendwelche Ausreden?
Frauen wird von klein auf beigebracht, es allen recht zu machen. Wir sollen uns um andere kümmern, immer lächeln, nicht beschweren, Dinge hinnehmen. Ein klares “Nein, danke” bringt uns hingegen keiner bei. Deshalb fällt es mir schwer und ich weiche aus.
Nein sagen kann gefährlich werden
Das mache ich aber nicht nur, weil ich es so gelernt hab. Sondern auch aus Angst.
Eigene Erfahrungen und die Berichte anderer Frauen zeichnen ein klares Bild: Nicht jeder Mann nimmt Zurückweisung gut und gelassen auf. Als Frau lernt man deshalb, Männer nicht direkt zurückzuweisen. Die Zurückweisung hübsch zu verpacken. Ihn und sein Ego nicht zu kränken. Nicht direkt Nein sagen, sich sehr freundlich verhalten, Interesse vortäuschen. Denn alles andere ist zu gefährlich.
Was ist, wenn er mich beschimpft? Wenn er mich attackiert? Was ist, wenn er wartet, bis ich nach Hause gehe und mich dann verfolgt? Mich vergewaltigt oder umbringt?
Die Angst vor möglichen Konsequenzen, wenn ich klar Nein sage, lässt mich wie selbstverständlich in eine Rolle schlüpfen, um mich selbst zu schützen.
Viele Außenstehende, besonders Männer, lesen diese Signale dann aber falsch.
„Sie war doch so freundlich?“
„Wenn sie nicht gewollt hätte, hätte sie nur was sagen müssen!“
Hä, du hast dich doch eh gut mit ihm unterhalten.”
So einfach ist es eben nicht. Die Autorin Margaret Atwood hat mal gesagt:
Männer haben Angst, dass Frauen über sie lachen könnten.
Frauen haben Angst, dass Männer sie töten könnten.
In so einer Welt, ist ein klares Nein keine leichte Aufgabe.
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