Finanzielle Abhängigkeit: Das Schicksal der Stay at Home Girlfriends
Finanzielle Abhängigkeit vom Mann
Mehr als 60 Jahre lang verheiratet, 5 Kinder und ein eigenes Haus. Für viele der Lebenstraum. Für meine Oma eine ausweglose Situation. Nach außen hin war mein Opa ein erfolgreicher Unternehmer, geselliger Feuerwehrler, aktives Gemeindemitglied. Daheim war er ein Tyrann.
Meine Oma war eine intelligente und starke Frau, aber Scheidung? Keine Option. Nicht weil es rechtlich verboten war, sondern weil meine Oma ohne meinen Opa nicht durchgekommen wäre. Sie hatte nur einen Volksschulabschluss, hat nie einen offiziellen Beruf ausgeübt, war immer “nur” Hausfrau und Mutter. Sie verdiente nie ihr eigenes Geld.
Meine Oma war finanziell abhängig von meinem Opa. Und das ein Leben lang. Damit war sie keine Ausnahme.
Bis 1975 mussten Frauen in Österreich ihren Ehemann oder Vater um Erlaubnis bitten, um überhaupt arbeiten gehen zu können oder auch ein eigenes Konto zu eröffnen.
Seitdem hat sich zum Glück viel geändert.
Rückschritt als Trend
Derzeit dreht sich die Uhr wieder zurück. “Stay at Home Girlfriend” ist ein Riesentrend.
Frauen, deren Partner genug verdient, bleiben daheim und kümmern sich um das Zuhause, statt ihrem Beruf nachzugehen. Nicht weil sie müssen, sondern weil sie wollen.
Wenn jemand daheim bleiben und sich um Haushalt oder Kinder kümmern will, dann sollte das auch möglich sein. Aber diese Entscheidung muss gut durchdacht sein.
Denn der Verzicht auf Unabhängigkeit ist aufs Leben gesehen eine riskante Entscheidung.
Im Falle einer Trennung schaut es finanziell düster aus. Vielleicht bleibt man dann in einer Partnerschaft, aus der man dringend gehen sollte.
So wie meine Oma.
Das könnte dir auch gefallen
- Sozialer Wohnbau in der Krise: Was der Staat tun muss
- “Darf ich mich überhaupt melden? Ich schlage meine Frau nicht”: Männer in der Krise – wie die Männerberatung hilft
- Von Bratislava nach Wien: Warum tausende Frauen in Europa für ihre Rechte reisen müssen
- Und wer regiert uns jetzt?
- Rassismus-Bericht 2024: Rassismus macht krank
- Femizid wird in Italien eigener Strafbestand: Was dafür und dagegen spricht
- Regierungsprogramm unter Frauenministerin Holzleitner: Feminismus steht drauf, aber was ist drin?
- Wie jeder Frau 28.000 Euro im Jahr einfach nicht bezahlt werden: Nichts ist so teuer, wie das Patriarchat