KTM legt Produktion erneut still: Mitarbeiter:innen bekommen weniger Gehalt
Ab 28. April steht das KTM-Werk in Mattighofen in Braunau erneut für drei Monate still. Einerseits werde die Sommerpause von August auf Juli vorverlegt. Andererseits werde von 1. Mai 2025 bis 31. Juli 2025 die Vollzeitarbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche verringert, ebenso die Lohn- und Gehaltszahlungen. “Alle Maßnahmen zielen darauf ab, die Arbeitsplätze trotz Sanierungsverfahren zu erhalten“, zitiert die APA die Betriebsvereinbarung, auf die sich Vorstand, Insolvenzverwalter und Betriebsrat geeinigt haben.
Die Mitarbeiter:innen seien in einer Videobotschaft von CEO und Vorstandsvorsitzenden der KTM AG Gottfried Neumeister Mittwochabend darüber informiert worden.
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Nach Sanierungsverfahren Lieferengpässe
Der Grund für den erneuten Produktionsstopp sind Lieferengpässe. Diese entstanden aus der Insolvenz Ende 2024 beziehungsweise dem folgenden Sanierungsverfahren. In diesem war es 90 Tage lang nicht möglich, neue Verpflichtungen einzugehen. Somit konnten keine Materialien eingekauft werden. Die vergangenen Wochen griff KTM auf Lagerbestände zurück, die nun aufgebraucht sind. Bis neue Materialien geliefert werden, dauert es. Neumeister gehe davon aus, dass das Werk im August wieder im Vollbetrieb produzieren könne.
Die Produktion wurde schon einmal eingestellt, nachdem im November 2024 KTM AG, KTM Components GmbH und KTM Forschungs- und Entwicklungs GmbH Insolvenz angemeldet hatten. Damals verloren hunderte Mitarbeiter:innen ihre Jobs. Das soll verhindert werden, beteuert das Unternehmen.
Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert
Auf Arbeitsstunden und Gehalt müssen die Arbeitnehmer:innen dennoch verzichten und damit Probleme abwenden, die sie nicht verursacht haben. Einmal mehr werden Verluste sozialisiert, während Gewinne privatisiert wurden. Denn noch im Frühjahr 2024 schüttete die „Pierer Mobility“ – also KTM – Dividenden in Millionenhöhe aus, obwohl die Verkaufszahlen bereits eingebrochen sind. 2023 waren es sogar 68 Millionen.
Ein großer Teil der Gewinne ging über Mitgesellschaften an die Pierer Industrie AG, den Haupteigentümer von KTM, kritisierte der wissenschaftliche Leiter des Momentum Instituts Leonhard Dobusch im Zuge der Insolvenz. Dahinter stecke KTM-Gründer Stefan Pierer, der lange zu den reichsten Menschen Österreichs zählte. Auf diese Art habe er in den zehn Jahren vor der Zahlungsunfähigkeit 127 Millionen Euro in sein Privatvermögen überführt. Geld, das die KTM gebraucht hätte, um die Krise zu überstehen.
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