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Ungleichheit
Kapitalismus

Gen Z: Sind die Geld-Sorgen der jungen Menschen heute berechtigt?

Gen Z: Sind die Geld-Sorgen der jungen Menschen heute berechtigt?
Die Wohlstandsverteilung gibt der Gen Z das Gefühl, ihr bleibt weniger vom Kuchen. Ist die Sorge berechtigt?
Die Jugend von heute macht sich Sorgen ums Geld. Doch müssen sie das? Was junge Menschen denken und was der Gen Z wirklich vom Wohlstands-Kuchen bleibt.

Was braucht man noch einmal, wenn man jung ist? Luft. Liebe. Freiraum. Heute kommt vielleicht oft noch TikTok dazu. Achja: und Geld. Genau darüber, um Geld, macht sich die Generation Z, also die heute 14- bis 29-Jährigen, allerdings besonders Sorgen. 

In einer Deloitte-Studie sieht es (Seite 7) die Hälfte der jungen Befragten als finanziell schwierig oder unmöglich, eine Familie zu gründen. Zwei Drittel glauben nicht, sich jemals Eigentum kaufen zu können.

Sind die Sorgen berechtigt? Wie finanziert sich die Generation Z in Österreich? Wie sichert sie sich ab? Darüber haben wir mit Wirtschaftsexpertinnen und Vertreter:innen der Altersgruppe gesprochen. 

Hat die Gen Z weniger Geld?

Die große Herausforderung der Gen Z seien vor allem die vielen Krisen seit der Kindheit, so Franziska Disslbacher, Wirtschaftsforscherin an der WU Wien. Nun sind Krisenzeiten auch für die Älteren nicht fremd: Man denke an die Finanzkrise 2008, die Ölpreiskrise in den 70ern, den Hunger und die Trümmer nach dem Zweiten Weltkrieg. Was macht die Gen Z also speziell?

„Man muss verstehen, dass vor allem die Nachkriegsgeneration vom wirtschaftlichen Aufschwung und sichereren Arbeitsmarktbedingungen profitiert und daher bessere Voraussetzungen hatte. Auch die Millennials erlebten noch eine politische und wirtschaftliche Stabilität. Die Gen Z hingegen trifft öfter auf Jobwechsel, Arbeitslosigkeit, steigende Mieten und – wegen der Inflation – auf niedrigere Löhne“, sagt Disslbacher.

Auch eine OECD-Studie aus 2019 fand heraus: Für jüngere Generationen ist es schwieriger, sozial aufzusteigen. Familien, die wenig verdienen, brauchen in Österreich im Schnitt fünf Generationen, um das Durchschnittseinkommen zu erreichen. Das heißt, dass es bei der Jugend von heute noch mehr darauf ankommt, wie viel die Eltern verdienen. In Österreich bestimmt außerdem die Ausbildung der Eltern, wie weit ihre Kinder kommen. Je gebildeter die Eltern, desto besser die Bildung und die Chancen für die Kinder.

Aber schauen wir uns die Einkommen unterschiedlicher Altersgruppen an.

Jede Altersgruppe hat seit 2000 Einkommen verloren. Nicht nur die GenZ steht deshalb trotz einer leichten Erholung in den vergangenen paar Jahren schlechter da, als frühere junge Menschen. Auch die Millenials haben die Talfahrt praktisch während ihrer gesamten Erwerbskarriere mitgemacht.

Gründe für die sinkenden Median-Einkommen in der Statistik könnten viele Faktoren sein. Es gibt zum Beispiel mehr Teilzeit-Beschäftigte und mehr Studierende, die weniger verdienen. Aber auch die Corona-Pandemie, die Teuerungen und die hohen Energie- und Mietpreise haben mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu geführt, dass sich die jungen Leute weniger leisten können. 

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Nina, 29: „Ich habe mein Geld an oder hab’s gegessen“
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Nina ist 29 Jahre und arbeitet als Volksschullehrerin in Wien

Wie viel Geld hast du im Monat circa zur Verfügung?
Ich würde sagen 1800 Euro nach Abzug der Miete. 

Wofür gibst du am meisten Geld aus?
Ich sage gern, ich habe mein Geld an oder ich hab‘s gegessen. Also für Essen und Kleidung.

Wie schaut es mit Wohnen aus?
Wir haben gottseidank einen sehr alten und guten Mietvertrag. Da kostet die Wohnung 570 Euro zu zweit für 72 Quadratmeter.

Kannst du auch etwas auf die Seite legen?
Ich habe letztes Jahr mit einem Sparprogramm begonnen, in dem man sich selbst eine Challenge setzt, um jede Woche Geld wegzulegen. Letztes Jahr konnte ich 2.000 Euro sparen, heuer sind es hoffentlich 5.000 Euro. Ich habe aber zuvor nie was auf die Seite gelegt und ich fange erst jetzt an. 

Wofür sparst du?
Grundsätzlich habe ich keinen bestimmten Wunsch. Irgendwann möchte ich aber aus Wien raus und vielleicht ein Haus. Aber das hängt auch vom Gehalt ab, das ich und mein Freund bekommen. Mein Freund ist Frisör, er verdient auch nicht die Welt beziehungsweise noch schlechter als Lehrer:innen.

Wie schätzt du deine Chancen ein, einmal Vermögen aufzubauen?
Das ist glaube ich nicht möglich. Ich habe auch keine reichen Verwandten oder so und habe keine Aussicht auf eine Erbschaft. Ich kann nur sparen, aber das auch nicht in großen Schritten. Denn die Ausgaben gibt’s ja trotzdem.

Welche Gedanken machst du dir in Hinblick auf Pension?
Ich habe eine extra Pensions-Versicherung abgeschlossen. Meine größte Sorge ist, dass sich das Pensionsantrittsalter immer mehr nach hinten verschiebt. Auch, wenn ich zum Beispiel Kinder bekomme. Ich hoffe einfach, dass diese extra Versicherung und die Arbeitsvorsorge reichen. Weite Sprünge werde ich wahrscheinlich nicht machen können, aber es soll sich einfach gut ausgehen.

Wie könnte dich die Politik unterstützen?
Ich finde zum Beispiel gut, dass die Gaspreise wieder gesunken sind. Das war schon eine größere Einschränkung im letzten Jahr. Ich wünsche mir aber mehr Wertschätzung gegenüber Berufen, die einfach notwendig sind. Ich habe das Gefühl, dass Berufe gut bezahlt sind, die es vielleicht nicht so dringend braucht. Zumindest nicht so sehr wie zum Beispiel Lehrpersonal. Ich möchte niemanden etwas wegnehmen, aber man muss auch bedenken, dass man gerade diese Grund-Berufe besser bezahlen muss.

Junge Menschen haben immer weniger verdient, als ältere. Aber: "Es wird für jüngere Altersgruppen schwieriger sein, die wirtschaftlichen Unterschiede im Laufe der Zeit aufzuholen. Dafür müssten zum Beispiel in Zukunft deutliche Produktivitäts- und Einkommenszuwächse erzielt werden, um die Wohlstandsniveaus jüngerer Generationen zu steigern", erklärt Silvia Rocha-Akis vom Wifo, die zur Entwicklung der Einkommensverteilung und der Umverteilung durch den Staat forscht.

Hat man in jungen Jahren wenig Geld, weil man etwa in schwierigen Phasen für die Wirtschaft ins Berufsleben einsteigen muss, wirkt sich das oft ein Leben lang aus. 

 

Erben oder nichts 

Wenn arbeiten und sparen noch weniger Vermögensaufbau ermöglicht als früher, was bleibt dann? Richtig: Erben.

"Für die Generation wird es noch wichtiger werden, ob es im Elternhaus Vermögen gibt. Und ob dieses zum Beispiel beim Anschaffen einer Immobilie helfen kann. Jedoch sind Erbschaften in Österreich noch ungleicher verteilt als Vermögen", sagt Disslbacher von der WU.

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Kerstin, 21: „Eigentlich habe ich keine Absicherung“
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Kerstin (Name geändert) ist 21, kommt aus Wien und wohnt dort. Sie studiert und arbeitet geringfügig

Wieviel Geld hast du im Monat zur Verfügung?
Geschätzt 1.000 Euro, wahrscheinlich ein bisschen mehr.

Wie setzt sich das zusammen?
393 Euro Studienbeihilfe, 470 Euro durch meinen geringfügigen Job, und der Rest das Kindergeld, das meine Mama noch für mich bekommt. 

Wie kommst du mit deinem Geld aus?
Eigentlich gut, ich arbeite dann neben dem geringfügigen Job immer wieder als freie Dienstnehmerin und spare so vor mich hin. Das kenne ich von meiner Familie, da war Geld immer sehr knapp.

Magst du darüber mehr erzählen?
Ich habe zwei Geschwister, meine Mutter ist Österreicherin, mein Vater kommt aus Afrika. Meine Mama hat studiert und arbeitet in der Erwachsenenbildung, was sehr schlecht bezahlt ist. Mein Papa war sehr lange arbeitslos. Er hat viel Rassismus erlebt. Meine Mama war praktisch Alleinverdienerin für fünf Leute. Ich hatte seit meiner Kindheit Existenzängste. Und als ich ausgezogen bin, hatte ich auch richtig Angst, wie ich das schaffen soll. Aber es geht.

Wofür sparst du?
Eigentlich für nichts Großes. Einmal eine Wohnung zu kaufen wäre schon gut, weil die Mieten immer mehr steigen. Aber von solchen Summen bin ich weit entfernt. Von meinem Ersparten zahle ich dann so etwas wie meine Zahnarzt-Rechnungen. Wahrscheinlich werde ich nach dem Studium auch nicht viel verdienen. Ich weiß von Freund:innen, dass sie einmal etwas erben werden. Da denke ich mir schon: Eigentlich habe ich keine Absicherung.

Erbschaften könnten sich bis 2043 verdoppeln, weil durch die Baby-Boomer sehr viel Vermögen angehäuft wurde. In Österreich erben die meisten Menschen aber kaum oder geringe Summen. Menschen mit ohnehin höherem Einkommen erben häufiger - und dann auch noch mehr. 50% aller Erbschaften gehen so an das ohnehin schon reichsten Zehntel der Bevölkerung - natürlich steuerfrei.

Reiche Haushalte erben auch mehr Geld, arme Haushalte fast nichts. Die Grafik zeigt, wie viel Haushalte erben. Reiche Haushalte erben bei einer Erbschaft viel mehr, als arme.

Auch Rocha-Akis sieht die wachsende Bedeutung von Erbschaften. "Diese fallen aber erst spät im Lebenszyklus an und kommen meist Personen mit höherem Einkommen zugute", sagt sie im Interview. Langfristig bleiben ärmere Familien also arm und die Rich-Kids werden richer. Das ist weltweit so. Sogar die unter 30-Jährigen Milliardär:innen haben ihre Vermögen mittlerweile alle ausnahmslos geerbt.

Trend: Länger Wohnen im Hotel Mama 

Was das alles mit der Gen Z zu tun hat? Ganz einfach: Es ist praktisch für junge Menschen schon heute bestimmt, wieviel Geld sie einmal haben werden. Denn schon jetzt in einer schon finanzierten Wohnung der Eltern zu leben oder die Aussicht darauf eine Immobilie, Aktien oder Unternehmensanteile zu erben, schafft ganz andere Möglichkeiten. Man kann mehr sparen. Man traut sich mehr. Ein Unternehmen zu gründen etwa oder in eine Wohnung zu investieren.

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Moritz, 21: “Ich verlasse mich auf keinen Fall auf die Pension“
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Moritz (*Name geändert) ist 21 Jahre. Er kommt aus Kärnten und wohnt in Wien. Er ist Student und junger Gründer.

Wieviel Geld hast du im Monat zur Verfügung?
Das sind insgesamt 920 Euro.

Wie setzt sich das zusammen?
Eine Hälfte stammt von den Einnahmen aus meinem Start-Up, die andere Hälfte bekomme ich von meinen Eltern. Ich weiß, dass ich da privilegiert bin. Nicht jede:r bekommt Unterstützung von den Eltern.

Wie finanzieren sich deine Freund:innen?
Es gibt die, die von ihren Eltern Geld bekommen und nicht arbeiten müssen. Das sind dann circa so 1.000 Euro pro Monat. Manche wohnen bei ihren Eltern und arbeiten auch nicht. In meiner Bubble haben aber ungefähr 70 Prozent einen Nebenjob. 

Kommst du im Monat gut über die Runden?
Ich komme gut aus, aber ich bin auch sparsam. 

Worauf verzichtest du?
Essen gehen oder Essen bestellen mache ich vielleicht einmal im Monat. Bio-Lebensmittel kann ich mir nicht leisten, auch wenn mir Nachhaltigkeit nicht egal ist. Auf ein Festival zu gehen zum Beispiel. Das wäre einfach nicht drin. 

Wofür brauchst du das meiste Geld?
Definitiv für Wohnen. Ich zahle für mein Zimmer in meiner 2-er WG im 2. Bezirk in Wien 520 Euro. Dabei ist das oft noch besser als im Studentenheim. Da sind die Preise frech. Da kostet ein 20 Quadratmeter- Studentenzimmer zwischen 500 und 600 Euro.

Wie schätzt du deine Chancen ein, mit Arbeit wirklich etwas ansparen zu können?
Durch einen 9-5 Job geht’s nicht. Mit dem Start-Up habe ich schon Chancen, Geld zu machen. Das ist allerdings ein Risiko. Ich arbeite ziemlich viel in der Woche und es macht mich gerade noch nicht reich. Ich verlasse mich aber auf keinen Fall auf die Pension. Was Altersarmut bedeutet, das habe ich im Zivildienst erlebt.

Wirst du einmal etwas erben?
Darüber mache ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken. Meine Eltern leben in einem Haus, das wäre dann wahrscheinlich mein Erbe. 

Teuerungen, Inflation, Krieg – wie sieht man da als junger Mensch in die Zukunft?
Ich bin niemand der sich groß Sorgen macht, weil das nur Energie raubt. Aber es gibt keine Zukunftsversprechen mehr wie bei den Boomern oder den Millennials. Es könnte sein, dass politisch etwas passiert und ich aus Österreich oder Europa weg muss. Darüber mache ich mir Gedanken und dafür habe ich auch einen Notgroschen. Und ich glaube auch deswegen sind viele junge Menschen nicht mehr bereit, ihr Leben für die Arbeit zu opfern und in einem Praktikum nur Akten zu sortieren. Sie wollen arbeiten, aber es muss etwas bringen: entweder Erfahrung, Impact, Wertschätzung oder Geld.

Apropos wohnen: Laut einer Ö3 Jugend-Studie aus 2023 wollen 92 Prozent der Befragten in Eigentum leben. Zwischen wollen und können liegen jedoch bekanntlich oft Welten.

Die Immobilien-Preise sind nach Berechnungen des Momentum-Instituts von 2010 bis 2022 um 116 Prozent gestiegen. Die Löhne jedoch nur um 32 Prozent

Die Immobilien-Preise sind nach Berechnungen des Momentum-Instituts von 2010 bis 2022 um 116 Prozent gestiegen. Die Löhne jedoch nur um 32 Prozent.

Obwohl es 2023 Entschärfungen gab, ist es seit 2022 außerdem schwieriger an einen Kredit zu kommen. Denn das Eigenkapital für einen Kredit liegt bei 20 Prozent. Wenn man sich also einen Kredit von 300.000 Euro aufnimmt, muss man mindestens 60.000 selbst aufbringen. Außerdem dürfen die Raten maximal 40 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens ausmachen und müssen in spätestens 35 Jahren zurückgezahlt sein. Auch die Kreditzinsen sind gestiegen und somit auch die Kreditraten. 

Wenn die Eltern diesen Eigenkapitals-Brocken vorschießen können, ist das wiederum ein enormer Finanz-Vorteil für die Sprösslinge und deren gesamtes Leben. Aber das gilt eben nur für wenige.

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Simon, 22: „Ich möchte mit 30 ein eigenes Haus. Deshalb wohne ich noch bei meinen Eltern“
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Simon, 22 Jahre, lebt in Niederösterreich und arbeitet als Elektrotechniker in Wien

Wieviel Geld hast du im Monat zur Verfügung?
Das sind 2400 Euro. 

Wie kommst du mit deinem Geld aus?
Ich komme gut aus, ich kann bis zu 2000 Euro im Monat sparen. Einerseits bekomme ich in meiner Firma günstig Frühstück, Mittagessen und Getränke, andererseits wohne ich auch noch zu Hause.

Worauf sparst du?
Mein Ziel ist, mit 30 ein eigenes Haus zu haben und dafür habe ich schon als Lehrling immer wieder etwas auf die Seite gelegt. Es gibt auch ein Haus von meinem Opa, das ich möglicherweise erben könnte. 

Sind finanzielle Sorgen in deinem Umfeld ein Thema?
Bei meinen Freund:innen eigentlich nicht. Viele Jugendliche aus meinem Ort arbeiten und haben außerdem eine Wohnung oder ein Haus von ihren Eltern bekommen. Die Eltern eines Freundes haben zum Beispiel vor 30 Jahren eine 70 Quadratmeter-Wohnung um ungefähr 10.000 Euro gekauft, die er jetzt mit eigenem Geld umgebaut hat.

In der Berufsschule habe ich das aber schon gemerkt. Da haben Lehrlinge im ersten Lehrjahr teilweise nur 600 Euro verdient. Vier bis fünf Tage vor Monatsende haben sie dann um ein paar Euro gefragt, um sich etwas zu essen kaufen zu können.

Hast du schon einmal überlegt, von zu Hause auszuziehen?
Ja, ich habe mich schon einmal nach Wohnungen umgeschaut. Für 70 Quadratmeter würde ich in meinem Ort circa 1000 Euro Miete zahlen. Wenn ich mir das über drei Jahre ausrechne, sind das 36.000 Euro, die einfach fort sind. Kleinere Wohnungen gibt es in meinem Ort nicht zur Miete. Ich finde es in meinem Ort leiwand und möchte nicht weg. Das ist der Hauptgrund, warum ich noch nicht ausgezogen bin. Ich spare mir lieber das Geld. 

Wie könnte die Politik deine Generation unterstützen?
Ich finde Aktionen wie das Klimaticket super, das für unter 24-Jährige billiger ist. So etwas wäre auch in anderen Bereichen gut. Zum Beispiel glaube ich schon, dass ich es schwerer als meine Eltern habe. Für einen Kredit brauche ich mehr Eigenkapital als sie damals. Und ich muss mir Gedanken darüber machen, wie ich mein Geld anlege, damit es am Sparbuch nicht so viel an Wert verliert.

Deshalb hat sich unter der Gen Z ein neuer Sparansatz aufgetan: Nämlich bis zum ersten grauen Haar im Hotel Mama zu bleiben, um möglichst lange möglichst viel zu sparen. Auch Rocha-Akis bestätigt, dass in Europa immer mehr junge Erwachsene länger bei ihren Eltern wohnen. „Dieser Trend dürfte mit steigenden Wohnkosten, dem Trend zur Höherqualifizierung und den Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt zusammenhängen.“

Muss sich Gen Z sorgen ums Geld machen?

Sind die Sorgen also berechtigt? Die Antwort ist: Es kommt darauf an, mit welchem Finanz-Polster man bereits das Licht der Welt erblickt. Und das noch stärker als in anderen Generationen. Jene, die erben, werden voraussichtlich noch mehr Geld haben, vor allem in Form von angesparten Immobilien der Baby-Boomer. Dadurch sind sie – auch trotz Inflation  – gut abgesichert. 

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Wolf, 26: „Sparen? Keine Chance“
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Wolf (*Name geändert), 26, stammt aus Kairo und lebt seit einen einem Jahr in Wien. 

Wie viel Geld hast du im Monat zur Verfügung?
700 Euro durch meinen geringfügigen Job als Security. Ich bin aber gerade auf Jobsuche, es ist jedoch schwierig, in Österreich einen Job zu finden, wenn man hier nicht geboren ist. Obwohl ich eine österreichische Staatsbürgerschaft habe. Mein Vater war Österreicher.

Was würdest du gerne arbeiten?
Ich habe Deutsch studiert und komme zum Beispiel gerade von einem Vorstellungsgespräch als Integrationstrainer. Denn viele Menschen, die nach Österreich kommen, tun sich schwer mit der Kultur und den Werten im Land. In Kairo war ich Immobilienmakler.

Wie kannst du dir das Wohnen mit 700 Euro leisten?
Ich wohne in einer WG, da zahle ich 250 Euro. Man kann zumindest überleben. Aber man muss ziemlich darauf schauen, was man kauft. Vor allem bei den Lebensmitteln. 

Worauf verzichtest du sonst?
Naja, am Wochenende sitze ich meistens zu Hause. Ich kann nicht ausgehen und das Leben genießen wie andere Leute. Hin und wieder gehe ich mal raus und esse einen Kebap, aber das wars auch.

Hast du Ersparnisse?
Sparen? Keine Chance. Ich habe eher Schulden. Diesen Monat zum Beispiel konnte ich die Miete nicht zahlen. Zumindest noch nicht. 

(Wir haben Wolf nach dem Gespräch gesagt, dass er als Staatsbürger Anspruch auf Sozialhilfe hat. Das wusste er zuvor nicht. Dadurch würde ihm die Differenz bis zur Grenze von 1.155 Euro bezahlt werden. Die Armutsgrenze lag 2023 bei 1.572 Euro pro Monat.)

Teenies und jungen Erwachsene ohne Startvorteil hingegen – und das sind in Österreich die meisten – haben ein höheres Risiko, in eine Abwärtsspirale zu rutschen und weniger Chancen sozial aufzusteigen.  

Die Werte verschieben sich – auch durch die Einkommen

Ganz verloren ist man als junger Mensch aber nicht. Generell steigt in Österreich der Bildungsgrad. Das heißt, mehr junge Menschen wollen oder können heute studieren. Auch für Frauen ist Uni-Zugang einfacher geworden. Mittlerweile gibt es mehr Frauen als Männer mit akademischer Bildung in Österreich. Und mit einem Uni- oder FH-Abschluss bekommt man bisher in Österreich auf lange Sicht mehr als zum Beispiel mit einer Lehre. Die Hürden zur höheren Bildung sind für ärmere Kinder aber höher. Auch Menschen mit Lehre sind heute aber wieder gefragt. Stichwort: Fachkräftemangel. 

Außerdem hat das Selbstbewusstsein der Gen Z hat sich verändert. Die Millennials haben selten eine Gehaltserhöhung angestrebt. Über ein Drittel der Gen Zler finden hingegen laut einer Umfrage in Deutschland, eine Gehaltserhöhung wäre angemessen. Warum? In der Arbeit könne man nicht auf sie verzichten.  

Arbeit schön und schlecht. Disslbacher hat in der Forschung bemerkt, dass Geld dann bei aller Sorge aber dann auch nicht mehr so wichtig ist: "Junge Menschen fallen auch in eine gewisse Resignation, weil sie durch Ersparnisse nicht viel aufbauen können. Deshalb legen sie auch mehr Wert auf Freizeit, Familie und Umweltschutz als auf die eigene Erwerbsbiografie", sagt sie. 

Wer kann es ihnen verübeln? 

 

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