Imane Khelif und Lin Yu-Ting: Wie die FPÖ Falschinformation für sich benutzt
@moment_magazin Immer noch wird behauptet, dass bei Olympia Männer gegen Frauen boxen. Die FPÖ ist mittlerweile auf den Zug aufgesprungen, hat sogar extra eine Pressekonferenz einberufen. Und führt damit ihren Kampf gegen den ach so gefährlichen “woken” Mainstream weiter. Mit einer Lüge. Was wirklich gefährlich ist: Ungeprüfte Informationen eines russisch geführten Sportverbandes zu übernehmen, der sogar dem IOC zu korrupt ist. Für die Behauptungen gibt es bis heute keine konkreten Beweise. Das hindert Parteien und Influencer:innen nicht, die Gerüchte weiterzuverbreiten. Und sich damit zu nützlichen Gehilf:innen russischer Propaganda zu machen. #khelif #imanekhelif #linyuting #fpö #fakenews #falschinformationen #olympia #olympicgames #olympischespiele @schlerwus ♬ Originalton – Moment Magazin
Ein Mann kämpft gegen eine Frau bei Olympia!
Die Empörung darüber ist immer noch groß. Blöd nur, dass die Annahme auf russischer Desinformation fußt. Das ist offenbar egal, die Falschinformation wird immer weiter verbreitet.
Auch die FPÖ hat sich das Thema jetzt gekrallt. Sie hat zu einer Pressekonferenz geladen, bei der sogar eine ehemalige österreichische Profiboxerin anwesend war. Und behauptet dabei, dass „biologische Männer an Frauenwettkämpfen teilnehmen dürfen.“
Warum Imane Khelif und Lin Yu-Ting angefeindet werden
Was tatsächlich stimmt: Imane Khelif und Lin Yu-Ting wurden während der letzten Box-WM ausgeschlossen. Angeblich, weil sie erhöhte Testosteronwerte oder XY-Chromosomen hatten – beides wird vom Internationalen Boxverband (IBA) abwechselnd behauptet. Beides macht sie übrigens nicht automatisch zu Männern, aber das nur nebenbei.
Die Boxerinnen sind auch bei diesen olympischen Spielen angetreten. Plötzlich gab es einen riesigen Aufschrei. Angeführt von rechten, transfeindlichen Politiker:innen und Influencer:innen wie JK Rowling oder Elon Musk.
Ein Boxverband, zu korrupt für das IOC
Die Information, dass Khelif und Yu-Ting angeblich Männer seien, stammt von Umar Kremlev. Der Präsident des Boxverbandes IBA steht Wladimir Putin sehr nahe. Die IBA wurde mittlerweile vom IOC wegen Korruption und Wettbewerbsverzerrung ausgeschlossen.
Die Tests, die angeblich XY-Chromosomen und erhöhtes Testosteron gemessen haben, wurden weder unter Aufsicht durchgeführt, noch wurden die Ergebnisse veröffentlicht. Sie wurden auch erst durchgeführt, nachdem die Boxerinnen gegen russische Sportlerinnen gewonnen haben. Auf Anweisung von Kremlev.
Mit Fake-News zum Erfolg
Um es ganz klar zu sagen: Es gibt aktuell keine Beweise dafür, dass Imane Khelif und Lin Yu-Ting keine Frauen sind. Wer darauf mit „Aber schau sie dir doch an!“ antwortet, sollte dringend hinausgehen und Gras angreifen.
Es wird einfach nachgeplappert, was ein kremltreuer Sportfunktionär behauptet. So leicht geht das mittlerweile. Und die FPÖ macht bei dieser Kampagne natürlich mit.
Abseits aller anderen Fragen – etwa, warum sich bisher niemand über Khelif aufgeregt hat, die bereits an den letzten olympischen Spielen teilgenommen hat, oder warum sich eine Partei wie die FPÖ plötzlich für Frauensport interessiert, obwohl sie das bisher so gut wie gar nicht interessierte – sollte man sich die Frage stellen: Will ich wirklich russischer Propaganda vertrauen, um gegen Menschen zu hetzen?
