Faktencheck für IV-Chef Knill: Was die Senkung der Lohnnebenkosten für uns alle bedeuten würde
Das ist Georg Knill, der Präsident der Industriellenvereinigung. Er fordert in der Pressestunde im ORF die Senkung der Lohnnebenkosten. Warum? Weil die Preise für Unternehmen viel zu hoch seien und es der Wirtschaft ja so schlecht gehe. Weniger Kosten also. Klingt erstmal gut. Nebenkosten sind ja eh “nebensächlich” und können gut gekürzt werden, oder? Fall nicht auf diesen Begriff rein. Denn „Gut“ ist die Senkung NUR für Konzerne.
Was sind Lohnnebenkosten?
Für unsere Arbeit bekommen wir ein Gehalt. Einen Teil davon geben unsere Chefs weiter und zahlen:
- unsere Lohnsteuer
- unseren Anteil zur Sozialversicherung
- und am gemeinsamen Staatshaushalt
- und an der gemeinsamen Krankenversicherung
Übrig bleibt unser Netto-Gehalt. Zusätzlich zahlen unsere Arbeitgeber:innen:
- die Mitarbeiter:innen-Vorsorgekassa
- den Familienlastenausgleichs-Fonds FLAF
- die Kommunalsteuer
- und in Wien – die U-Bahnsteuer
Das heißt: Die Lohnnebenkosten sind die gerechten Beiträge der Arbeitgeber:innen zum Sozialstaat. Für die Menschen sind es eigentlich Lohnnebenleistungen. Finanziert werden: Abwasser, Straßenreinigung, Beleuchtung, Sportplätze, Schulgebäude, Kindergärten und so weiter.
Übrigens: Wir senken nicht nur laufend die Beiträge der Arbeitgeber:innen. In den letzten zehn Jahren wurden die Beiträge zur Unfallversicherung, für die Insolvenz-Entgeltsicherung und die Arbeitslosenversicherung gesenkt. Alles zusammen kosten uns diese Senkungen heute 2 Milliarden Euro – pro Jahr.
Aber genug gesenkt ist es eben erst, wenn es die Arbeitgeberseite gar nichts mehr kostet.
Wer “Lohnnebenkosten senken” ruft, meint eigentlich: Sozialstaat schwächen.
Mehr dazu:
- Nehammer will Lohnnebenkosten senken: Welchen Einfluss hat das auf uns alle?
- Wer zahlt die Lohnnebenkosten?
- Lohnnebenkosten senken: Angriff auf den Sozialstaat
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- Niemand will, Frau muss