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Klimakrise

Energieträger im Vergleich: Fossile sind schmutzig, schädlich, gefährlich und teuer

Energieträger im Vergleich: Fossile sind schmutzig, schädlich, gefährlich und teuer
Braunkohle zu gewinnen zerstört große Flächen Natur, wie beim Tagebau Profen in Deutschland zu sehen ist. Foto: Cutkiller2018, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons
Wir brauchen Strom. Den zu gewinnen, bedeutet immer auch einen Eingriff in die Natur. Doch er ist nicht bei jeder Methode gleich groß. Erneuerbare Energie ist günstiger, sicherer und klimaschonender. Dennoch muss die Energiewende bedacht umgesetzt werden.

Gegen erneuerbare Energie und vor allem Windkraft wird mit unterschiedlichen Argumenten Stimmung gemacht. Eines ist die vermeintliche Zerstörung des Landschaftsbildes. So argumentierte zum Beispiel Anfang 2025 auch die FPÖ bei einer Volksbefragung  zur Windkraft in Kärnten.

Öl, Gas und Kohle kosten Menschenleben

„Bei Windkraft reden wir darüber, dass Leute sich gestört und gestresst fühlen. Bei Fossilen sprechen wir hingegen über Tote, beispielsweise durch Atemwegserkrankungen – und natürlich durch die weitreichenden Auswirkungen der Klimakrise“, verdeutlicht Johannes Schmidt. Er ist stellvertretender Leiter des Instituts für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung an der Universität für Bodenkultur Wien.

Millionen Menschen sterben jedes Jahr weltweit vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung. Dafür ist vor allem die Verbrennung von Öl, Gas, Kohle und Biomasse wie Holz, Dung und Holzkohle verantwortlich.

Die meisten Menschen sterben dabei durch Kohle, gefolgt von Öl, Biomasse und Gas. Durch erneuerbare Energieträger sterben direkt und indirekt deutlich weniger Menschen.

Diese Zahlen sind generell tendenziell eher niedrig. Sie stammen nämlich aus Kraftwerken in Europa, wo es vergleichsweise gute Schadstoffkontrollen gibt. Außerdem basieren sie auf älteren Modellen der gesundheitlichen Auswirkungen. Heute weiß man, dass Schadstoffe noch schädlicher sind als früher angenommen. 

Neben den Schadstoffen, die in die Umwelt gelangen, sterben Menschen in der Energieerzeugung auch durch Unfälle. Etwa bei der Gewinnung und dem Transport von Brennstoffen, oder beim Bau und der Wartung von Kraftwerken. Die Todeszahlen bei Nuklearenergie und Wasserkraft liegen nahezu ausschließlich an einzelnen, tragischen Unfällen.

Die dritte Ursache sind die Ausstöße von Treibhausgasen und die dadurch befeuerte Erderhitzung.

Fossile Energie treibt die Klimakrise an

Geht es um CO₂-Ausstoß und Befeuerung der Klimakrise, ist ebenfalls Kohle die schädlichste Energie. Im Abbau, beim Transport, bei der Verbrennung und während der gesamten Lebensdauer des Kraftwerks werden 970 Tonnen CO2 ausgestoßen – pro Gigawattstunde (GWh) Strom. Bei Wind sind es nur elf Tonnen.

Bei erneuerbaren Energien entstehen die Emissionen hauptsächlich in der Herstellung der Anlagen. Das ist davon abhängig, wie viel Strom aus fossiler Energie zum Zeitpunkt des Baus im Netz ist. Mit zunehmender Umstellung auf erneuerbare Energie sinken die Emissionen, erklärt Schmidt.

Fossile Energieträger sind teuer

Über den Preis von Strom gibt es Studien aus unterschiedlichen Ländern. Sie zeigen: Strom aus fossilen Energieträgern ist tendenziell teurer ist als aus erneuerbaren Energieträgern. Und: Die Kosten bei CO₂-armer Technologien sinken zunehmend unter die Kosten der fossilen Technologien.

Dabei werden in diesen Analysen nicht einmal alle Faktoren berücksichtigt. Die gesamtgesellschaftlichen Kosten durch Schäden an der Umwelt fließen beispielsweise nicht in die Berechnungen mit ein. Die sind vor allem bei fossilen Energieträgern hoch. Das einzurechnen, würde die erneuerbaren Kraftwerke in Vergleichen noch deutlich besser aussehen lassen.

Klimaschutz darf nicht auf Kosten der Umwelt erfolgen

Das heißt noch nicht, dass jedes Windrad, jedes Wasserkraftwerk, jede Solaranlage immer gut ist. Man muss auch Arten- und Umweltschutz oder auch Tourismus und Landschaftsbild berücksichtigen. Expert:innen sprechen dabei von Nutzungskonflikten. Solche Konflikte gibt es bei jeder Energiequelle und jedes Interesse hat seine Berechtigung, sagen Christa Hainz-Renetzeder vom Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung und Stephanie Popp vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement an der Universität für Bodenkultur. 

Sie forschen zum Nutzungskonflikt zwischen Biodiversität und Klimaschutz durch erneuerbare Energien und machen deutlich: Klimaschutz darf nicht auf Kosten der Natur oder Artenvielfalt erfolgen. Aber auch die Klimakrise gefährdet eben stark unsere Natur, die Artenvielfalt, die landwirtschaftliche und touristische Nutzung. Wir müssen sie eindämmen.

“Dieses Ausspielen der Krisen widerstrebt uns”, sagt Hainz-Renetzeder und fügt hinzu: “Oft werden in emotionalen oder politisch instrumentalisierten Diskussionen die Fakten aus dem Kontext gerissen und verzerrt dargestellt.”

Das passiert besonders häufig, wenn es um Windräder geht. Ein Argument, mit dem Stimmung gegen die Technologie gemacht wird, ist, dass Vögel und Fledermäuse getötet oder verdrängt werden. Es stimmt, dass Vögel durch Windräder beeinträchtigt werden. Es gibt aber Möglichkeiten, diese Gefahr zu minimieren und die Tiere zu schützen. Beispielsweise indem die Räder abgestellt werden, wenn besonders viele Vögel fliegen.

Es gibt jedoch auch ohne solche Verbesserungen viele andere Probleme, die Vögel viel stärker unter Druck bringen, als Windräder. Seit 1998 sind fast die Hälfte der Vögel von den österreichischen Feldern und Wiesen verschwunden. Die Hauptursachen für das Vogelsterben sind aber nicht Windräder, sondern die intensive Land- und Forstwirtschaft, Insektensterben und Klimakrise (und dort, wo das eine Rolle spielt, auch die Fischerei). Fossile Energieträger wie Öl, Gas und Kohle heizen viele dieser Ursachen an – töten also mehr Vögel als Windräder. Sogar Hauskatzen und Kollisionen mit Fensterscheiben oder Autos und anderen Verkehrsmitteln töten deutlich mehr Vögel als Windräder. 

Was können wir noch ausbauen?

Zum Kontext gehört auch die Frage, welche Technologie überhaupt noch gut ausbaubar ist. In der Windkraft und Photovoltaik liegt noch viel ungenutztes Potenzial – im Gegensatz zu Wasserkraft. Die Expertin Stephanie Popp warnt: „Wenn wir davon sprechen, dass das Potenzial ausgeschöpft ist, dann heißt das, dass über 80 Prozent unserer Flüsse bereits energiewirtschaftlich genutzt werden. Noch vorhandene Ausbaumöglichkeiten würden einen immensen Schaden anrichten.”  

Sowohl in Österreich als auch europaweit gebe es nur mehr einen sehr geringen Anteil an natürlichen, frei fließenden Gewässern. Knapp 60 Prozent der Flüsse in Österreich seien in keinem guten Zustand, über 60 Prozent der heimischen Fischarten seien entweder gefährdet oder vom Aussterben bedroht – und daran sei die Wasserkraft maßgeblich beteiligt. Jeder weitere Ausbau könnte unsere Flusssysteme komplett zerstören. Viel eher müssten bestehende und nicht mehr genutzte Anlagen rückgebaut werden. 

Mehr Strom aus Wasserkraft könne auf ökologisch verträgliche Weise nur noch generiert werden, indem bestehende Anlagen ökologisch saniert und modernisiert werden. 

Der Ausstieg aus fossiler Energie ist alternativlos

Fossile Energie ist die schmutzigste, schädlichste und gefährlichste – sowohl für Umwelt, Mensch und Klima. Trotzdem wird häufig so diskutiert, als wären fossile Brennstoffe auch für die Zukunft eine Option. Aber fossile Energieträger sind kein zukunftsfähiges Modell. Praktisch jede Kritik, die man an den erneuerbaren Energieträgern üben kann, muss man gegenüber den fossilen noch deutlicher äußern. 

Ein weiterer Aspekt, der deshalb wichtig ist und laut den Expertinnen zu selten thematisiert wird: Wir müssen mit Energie und Strom sparsam umgehen. Es braucht einen nachhaltigen Umbau der Industrie, des Verkehrs und unseres gesamten Zusammenlebens.

Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern ist aber für alle drei Expert:innen auf jeden Fall alternativlos. Doch er müsse koordiniert auf Bundesebene und auf Basis der Fakten umgesetzt werden. Aktuell würden immer die einzelnen Projekte bewertet. Es brauche aber eine länderübergreifende strategische Planung, denn „Landschaften und Ökosysteme enden ja nicht unbedingt an Landesgrenzen“, kritisiert Christa Hainz-Renetzeder. Ebenso wichtig sei, die Bevölkerung früh in die Projekte einzubeziehen, gut zu informieren und alle Interessen ernstzunehmen und abzuwägen – auch, um der Instrumentalisierung und Emotionalisierung entgegenzuwirken.

Dafür brauche es auch bessere Daten. Insbesondere außerhalb von Schutzgebieten sind zu wenige Daten verfügbar, kritisieren Hainz-Renetzeder und Popp. So sei es schwer, fachlich zu beantworten, welcher Standort am naturverträglichsten ist. „Und darum geht es: Zu sagen, wo macht eine Anlage am meisten Sinn.“

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    Kommentare 2 Kommentare
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  • frizzdog
    15.04.2025
    wann werden endlich elektrische panzer und die F16 auf solarstrom umgebaut??
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    • Tom Schaffer
      15.04.2025
      Wäre es nicht besser, es würden gar keine Panzer gebaut?