Jede Frau kennt es: Die Angst vor dem Heimweg in der Nacht
Mein Papa hat kürzlich gemeint:
„Wieso drehen die in der Nacht nicht einfach mal die Straßenlaternen für ein paar Stunden ab, um Strom zu sparen?“
Es ist vielleicht nur eine Kleinigkeit – aber das hat mir mal wieder gezeigt, dass Männer in einer komplett anderen Realität leben als Frauen.
Als Frau ist man nachts vor
allem eines: wachsam.
Belästigungen, Übergriffe, Vergewaltigung, Mord – wir Frauen rechnen sehr oft mit dem schlimmsten. Und müssen das leider auch.
Ja, Österreich ist ein relativ sicheres Land. Und trotzdem haben hier schon viel zu viele Frauen zumindest einmal einen Übergriff erlebt. Auch ich.
Deshalb wappne ich mich, wenn es dunkel wird. Ich höre keine Musik beim Heimgehen, ich nehme lieber den längeren Weg, wenn der besser beleuchtet ist. Ich wechsle die Straßenseite, wenn Männer in der Nähe sind oder telefoniere mit einer Vertrauensperson. Und ich weiß, dass es sehr vielen anderen Frauen genauso geht.
Die Angst ist immer da
Aber trotz dieser Vorkehrungen ist die Angst immer da.
Die Angst, dass mich der betrunkene Typ in der U-Bahn doch belästigen wird. Dass mich der Mann, der hinter mir geht, doch attackieren wird.
Die Angst, dass ich es dieses Mal vielleicht doch nicht unversehrt oder sogar gar nicht nach Hause schaffe.
Viele Männer können sich diese Angst nicht vorstellen. Können sich nicht vorstellen, wie viel Energie es braucht, ständig wachsam sein zu müssen. Sich ständig in Abwehr-Haltung zu befinden.
Frauen in den USA wurden mal gefragt, was sie machen würden, wenn alle Männer für 24h weg wären. Ihre Antwort: In der Nacht alleine rausgehen.
Sorgen wir endlich für eine Welt, in der die Nacht ein Ort ist, der auch Frauen gehört. Und bis dahin bleibt die Straßenlaterne an.
Hier findest du Unterstützung:
- Frauentaxi Wien
- Frauentaxi Innsbruck/Rum/Völs
- Heimweg-Telefon Niederösterreich
- Heimweg-Telefon Graz
- Stiller Notruf Österreich
- Viola Walk Home
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