"Allesdichtmachen": Die besten Reaktionen auf die missglückte Satireaktion
Zum Glück gibt es aber auch den Rest des Internets. Und der hat bereits in den ersten Stunden seit Veröffentlichung der Videos für eine Reihe von kritischen, reflektierten und unterhaltsamen Reaktionen gesorgt. Wir veröffentlichen hier ein Best-of dieser Reaktionen.
[Update, 24.04.2021, 22:00 Uhr] Inzwischen haben über ein Viertel der beteiligten SchauspielerInnen ihre Videos zurückziehen lassen und einige von ihnen sich öffentlich entschuldigt. Stefan Niggemeier sammelt diese Statements in einem Twitter-Thread. [/Update]
Fundierte Analysen: Warum die Videos der SchauspielerInnen falsch liegen
Die Historikerin Annika Brockschmidt analysiert in einem Thread auf Twitter, warum auch Wohlstand, Bildung und Intelligenz nicht vor Verschwörungsglauben schützt:
Es reicht, sich benachteiligt zu fühlen, man muss es gar nicht sein, das zeigt uns die Forschung.
Der Technikphilosoph Enno Park erklärte in seinem Twitter-Thread, warum die Videos “in ihrer Gesamtheit rechtsradikale Inhalte transportieren”. Jan Josef Liefers bedanke sich beispielsweise ironisch „bei allen Medien unseres Landes“, weil diese kritische Berichterstattung verweigern und dafür sorgen würden,
dass „kein unnötiger kritischer Disput uns davon ablenken“ kann. Er sagt also „Lügenpresse“ ohne das Wort zu benutzen.
Das bediene ganz klar rechtsextreme Mythen:
Humorvolle Reaktionen, die uns zum Lachen gebracht haben
Eine erste satirische Video-Antwort auf die Satirevideos hat Moritz Hürtgen, Chefredakteur des Satiremagazins Titanic, veröffentlicht.
Der österreichische Twitterpoet Dichti versuchte den Hashtag gleich für sich selbst zu vereinnahmen (“allesdichtimachen”) und bezeichnete die Initiative als “die super league der kunstszene”.
Es werden aus Anlass der Initiative aber auch ältere Hashtags wie zum Beispiel #nichtselbstverständlich wiederbelebt:
Einordnende Kommentare in Online-Medien
Im Tagesspiegel kommentierte Sebastian Leber die „verunglückte Netz-Kampagne“:
Die Prominenten, allen voran Jan Josef Liefers, begehen zudem einen Logikfehler, den man ebenfalls von der Querdenken-Fraktion kennt: Sie unterstellen, die Befürworter der Sicherheitsmaßnahmen seien regierungstreu, ja untertänig. Das ist grob falsch.
Ebenfalls im Tagesspiegel findet sich aber auch ein Bericht über Reaktionen von SchauspielerInnen, die sich öffentlich von der Aktion ihrer KollegInnen distanzieren – darunter die Tatort-Kommissare Nora Tschirner, Christian Ulmen und Elyas M’Barek („Fuck ju Goethe“). In seinem Kommentar für das Redaktionsnetzwerk Deutschland wiederum kritisiert Imre Grimm die Videos als “Verhöhnung der Corona-Toten” und schreibt:
Das Erschreckende ist: Die Popularität der Aktionsteilnehmer sorgt automatisch für tosenden Applaus von rechts außen. „In Deutschland gibt es tatsächlich noch regierungskritische Satire“, staunt „Tichys Einblick“. Die AfD schert in den Jubelgesang ein. Die üblichen Verdächtigen verneigen sich in Bewunderung vor den Granden der Kultur, die den „Mut“ hätten, auch mal etwas gegen die Regierung zu sagen. Man fragt sich ernsthaft, unter welchem Stein diese Jubelperser in den letzten Monaten geschlafen haben.
Erklärungen von Mitwirkenden, die nicht hilfreich sind
Einige der SchauspielerInnen, die mit Videos bei der Initiative mitgemacht hatten, haben bereits versucht, ihre Mitwirkung zu erklären. Dass auch diese Erklärungen nicht immer geglückt sind, zeigen zum Beispiel (die Antworten unter) Manuel Rubeys Twitter-Video oder ein Facebook-Posting von Jan Josef Liefers:
Zum Abschluss: Reaktionen von Menschen, die wissen, wovon sie reden
Tobias Schlegel ist ein ehemaliger Fernseh-Moderator, der auf Rettungssanitäter umgesattelt hat. Er kommentiert die Initiative “Alles dicht machen” so:
Und zum Schluss empfehlen wir diesen kurzen Video-Kommentar von Julia C. Seidl, die im Corona Quarantäne Quartier der Wiener Volkshilfe arbeitet:
Das könnte dir auch gefallen
- “Darf ich mich überhaupt melden? Ich schlage meine Frau nicht”: Männer in der Krise – wie die Männerberatung hilft
- Von Bratislava nach Wien: Warum tausende Frauen in Europa für ihre Rechte reisen müssen
- Unsichtbar krank in der Leistungsgesellschaft – eine Person mit Narkolepsie berichtet
- Rassismus-Bericht 2024: Rassismus macht krank
- Social Media kann Hoffnung geben
- Regierungsprogramm unter Frauenministerin Holzleitner: Feminismus steht drauf, aber was ist drin?
- Feinstaub – Die unsichtbare Gefahr
- Muttermalkontrolle auf Kassa gefährdet: Wird die Hautkrebsvorsorge in Wien bald zur Privatleistung?